VAMPIRI OUT OF HELL 003: THE DIVINE TRUMPET

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VAMPIRI OUT OF HELL 002: THE WIND BLOWER

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VAMPIRI OUT OF HELL 001

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Wir Kinder der Hölle Folge 002: Johnny und New York

„He, du da!“


Der große Blonde grinste sie arrogant über die Bankreihen hinweg an und offenbarte eine Lücke zwischen seinen oberen Schneidezähnen. Der Typ stank nach Ärger und Amelia wusste, dass er in ihr ein Opfer sah, dass er gefahrlos schikanieren konnte. Ein Fehler, den schon andere gemacht und bereut hatten. Du hast ja keine Ahnung, mit wem du dich hier einlässt, dachte sie finster. Sie ignorierte seinen Kontaktversuch und wendete Sich den farbigen Bleiglasfenstern zu.


Sie war kein einfaches Kind.


Sie war auch nicht freiwillig hier.


Natürlich nicht.


Amelias Krückstock hatte eine Einladung vom grauen Schnauzer bekommen. In diesem öden Kaff steckten sie die Problemkinder in die Kirche und der Pfarrer donnerte ihnen Strafen auf. Der graue Schnauzer war der örtliche Polizeiwachmann, ein spießiger Paragrafenreiter, der die ungezogenen Kinder wohl am liebsten in irgendwelche Lager gesteckt hätte. Stattdessen beförderte er sie in die Kapelle, wenn sie etwas ausgefressen hatten. Er glaubte wohl, dass sich die Kinder bei Arbeit und Absolution ein wenig  mit Gott infizierten.


"Was machst du denn hier, sag mal?“


Der große Johnny grinste sie schon wieder an und legte seine starken Arme auf die Banklehne. Amy bedachte ihn mit einem bösen Blick von ihrem gesunden Auge.


„Sie hat jemanden verprügelt“, beantwortete der blasse Junge von der gegenüberliegenden Kirchbank gelangweilt Johnnys Frage und drehte an einer Zigarette herum.


„Echt?!“

Johnny setzte ein überraschtes Gesicht auf und musterte Amelia nachdenklich.


Na toll, dachte sich Amelia. Ich bin schon das Dorfgespräch.

„Lasst mich bitte in Ruhe“, sagte sie leise.


„Was?“


„Lass sie in Ruhe“, sagte der rothaarige Zigarettendreher.


Amelia ergriff ihren Stock und stützte sich im Sitzen drauf. Der Stock gab ihr das Gefühl von Sicherheit. Das brauchte sie jetzt. Sie hasste ihn dafür.

Sie schloss die Augen, senkte ihren Kopf seufzend und hoffte, der Tag würde schnell vorbeigehen oder sie würde sterben oder sonst irgendetwas würde passieren, dass sie aufheitern konnte. Man hätte fast meinen können, dass sie gerade dafür betete.

Vor ihrem inneren Auge blitzte es und ihr Stock tanzte auf dem Gesicht vom starken Johnny.


Bäm! Bäm! Spürst du das, Drecksack?!


Sie fühlte sich gut, wenn sie auf andere einprügelte. Richtig gut.  Draufzuhauen und dann die panische Angst und Überraschung der geprügelten Hunde zu sehen, das gab ihr ein gutes Gefühl. Solche Schläge erwartet keiner von einem kränklichen, halbblinden Mädchen. Amelia sah kurz zum blonden Jungen, der vorläufig das Interesse an ihr verloren hatte und nun mit offenem Mund die Decke anstarrte. Ihre Mundwinkel zuckten ein wenig. Man könnte fast meinen, es wäre ein böses Lächeln, das ihre Gesichtsmuskeln da zu produzieren versuchten.


Doch ihre Mimik hatte sie besser unter Kontrolle, als ihren Zorn. Diese brutale Aggressivität in ihr, die in letzter Zeit immer höher kochte, gab ihr zu denken. Vor dem Unfall war sie kein bisschen aggressiv gewesen. Manche nannten sie sogar eine langweilige Streberin. Ein Bücherwurm mit zu viel Fantasie. Dann lernte sie Richard kennen. Sie liebte ihn und Richard liebte sie - abgöttisch. Sie waren zusammengeschweißt, wie es nur durch wahre Liebe geschieht.


Er war 16, sie 15, und er zeigte ihr eine wilde und ausgelassene Seite des Lebens. Ja, er verführte sie, sie betranken und sie liebten sich. Er tanzte Chaos und Amok und sie folgte ihm überall hin. Mit Richard versank sie in einem Rausch, der mit einem lauten Schlag vorbei war.


Für immer, Amelia.


Den Geruch von abgestandenen Weihrauch fand sie ebenso widerwärtig wie den beißenden Duft der  Reinigungsmittel im Krankenzimmer in dem sie vier Monate liegen musste. Vier Monate in einer Hölle aus Schmerzen und Verzweiflung. Eine Hölle, in der man ihr keinen Gnadenschuss gab, sondern Sie wieder penibel zusammenflickte; und aus den Resten, die sie von der Straße kratzten, dieses Monster formten, das nun in einer abgelegenen Bauernkapelle saß und auf Arbeit und Absolution wartete. Sie wollten nun, dass Amelia ihre blutigen Taten bereuen sollte. Taten, die in der Natur eines Monsters lagen.


Sie würde nichts bereuen. Niemals. Warum auch? Amy lebte erst seit drei Wochen in diesem Dorf, aber Sie wusste, dass sie in dieser Strafkapelle noch öfters sitzen würde.


„Ich frage mich, wo der Pastor bleibt“, sagte der Schmale und spielte mit seiner fertiggedrehten Zigarette herum. Er überlegte sich wohl ernsthaft das Ding in der Kirche anzustecken.


Mit seinem blau-gelb-gestreiften Pulli und der femininen Figur wirkte er wie einer dieser New Yorker Künstler  der Lower-East-Side. Sie fragte sich, was der Bursche wohl ausgefressen hatte, um am frühen Samstag in dieser Strafkapelle seine Ehrenrunde zu drehen.


„Ja, wo bleibt der?“, erwidert der blonde Johnny laut, schnalzte mit der Zunge und lies es in der Kapelle hallen. „Wir sollen hier so früh auftauchen und der Alte dreht noch eine Extrarunde in seinem Bett.“

New York schmunzelte spöttisch.


In einer Seitenwand zum verlassenen Altar rüttelte es am Schloss einer Tür. Die Türen der Strafkapelle waren wohl allgemein etwas störrisch.


„Wenn man vom Teufel spricht…“, murmelte New York finster.


Fortsetzung folgt...


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Wir Kinder der Hölle Folge 001: Amelia und der Teufel

Einleitung: Ich möchte endlich an meinem neuen Buch weiterschreiben. Um wieder hineinzukommen redigiere ich momentan die alten Texte. Ich dachte mir, die überarbeitete Version hier wieder zu veröffentlichen. Vielleicht habt ihr ja auch Lust das Buch etwas mit zu lektorieren? Was meint ihr zu dieser Aktion? Hier für euch der erste überarbeitete Teil der Geschichte von Amy, Johnny und New York:

***

… Es scheint, dass Finstertal am Flammenberg ein Ort ist, an dem die Wände zwischen Diesseits und Jenseits sehr dünn sind…
Prof. Dr. Leonhart Hellwig


1989

1

Amelia und der Teufel

Als Amelia durch die Pforte der Kirche hinkte, dachte sie missmutig endgültig in der Hölle gelandet zu sein. Durch die schmalen Bleiglasfenster drang trübes Licht und der Staub tanzte träge durch die dunkle, alte Bergkapelle. Es roch nach abgestandenem Weihrauch und einige Kerzen flackerten traurig an der Seitenwand zum Altar. Amelia seufzte. Das hier war bestimmt nicht ihre Welt. Ihr lahmes Bein schmerzte von der kleinen Strecke, die sie von ihrer Dachkammer bis zu dieser Strafkapelle zurückgelegt hatte und ihr gesundes Auge zuckte nervös. Sie umfasste verkrampft den silbernen Knauf ihres Krückstocks.

Amelia drückte mit der rechten Schulter die schwere Eingangstür zu. Als die störrische Pforte endlich aufgab und mit einem dumpfen Schlag ins Schloss fiel, drehten sich zwei Gestalten zu ihr um. Zwei Jungen saßen auf den vorderen Gebetsbänken und beäugten sie neugierig. Amelia war offensichtlich ein Überraschungsgast für sie.
Den einen kannte sie entfernt; ein großer blonder Muskelprotz mit abstehenden Ohren, der mit seiner Bande am Brunnenplatz die Touristen anpöbelte. Wenn sie sich nicht täuschte, riefen seine Jungs ihn immer „den schrecklichen Johnny“.

Der andere, ein schmaler und bleicher Kerl mit langen rötlichen Haaren, war ihr unbekannt. Ihre Blicke fragten sie stumm, was sie, dieses fremde Mädchen mit der schwarzen Augenklappe und dem lahmen Bein, bei ihnen zu suchen hat. Sollen sie doch. Die fragenden Blicke war sie seit Monaten gewohnt.

Amy schlurfte schweigend am Weihwasserbecken vorbei in den kleinen Messeraum, welcher gerade mal sechs Bankreihen bis zum Altar maß. Sie fühlte sich unwohl, wäre am liebsten wieder weggerannt. Leider hatte sie keine Wahl bei dieser Sache. Das dumpfe Pochen ihres Holzstockes zerstörte die heilige Ruhe, welche die rustikale Bergkapelle auszustrahlen versuchte. Alte, tote Mäzene, die sich für Golddukaten einen Platz zwischen den Heiligen erkauft hatten, sahen streng zu ihr herab.

Amelia mit der Augenklappe setzte sich auf den Rand der hintersten Holzbank. Diese Kapelle war ihr zu klein; sie hätte gerne noch mehr Abstand zu den Jungs gehabt. Vor ihr in einer Ablage gammelten einige zerfledderte Bücher traurig vor sich hin. Gesangsbücher, gefüttert mit gepressten Heiligen, die nun als Lesezeichen dienten. Die brave Glaubensgemeinde vom Dörfchen Finstertal, in dem Amelia seit drei Wochen unter dem Dach ihrer kranken Großmutter lebte, kam hier jeden Sonntag zusammen und feierte die Auferstehung Christi. Oder was auch immer. Mit ihren dünnen Stimmchen sangen sie die Engel an, um sich so einen lauschigen Platz im Himmel zu sichern, der ja für die meisten von ihnen nicht mehr so weit entfernt war.

Naja, heute war glücklicherweise Samstag …

Sie legte den Krückstock neben sich auf die Bank, die Vertiefungen von den unzähligen Hintern aufwies, die sich im Laufe der Jahre hier demütig eingegraben hatten. 
Was sollte sie hier in dieser Kirche? Sie glaubte an nichts, außer an Schmerzen und Enttäuschung. Sie blickte finster auf das Kreuz mit dem gepeinigten Sohn Gottes, der, wie er es immer tat, über dem Altar hing und ihr Schuldgefühle für das grausame Leiden, das er für sie ertrug, einflößen wollte. 
Warum soll es ihm besser gehen, als mir…

Glauben ist für Menschen, die hoffen wollen - nicht für mich, dachte sich Amelia und streckte ihr krankes Bein zum Gang aus. Die Muskeln zuckten von der Anstrengung. Vielleicht würde es dem Bein besser gehen, wenn sie das Aufbautraining weiter verfolgen würde, dass man ihr nach dem Unfall verschrieben hatte. Aber darin sah sie genauso so wenig Sinn, wie geflügelte Menschen auf Wolken anzusingen.

„He, du da!“

Der große Blonde grinste sie arrogant über die Bankreihen hinweg an und offenbarte eine Lücke zwischen seinen oberen Schneidezähnen.

Fortsetzung folgt...



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